Schöna
Auf den besten Böden
Schöna wurde erstmals im Jahre 1201 als Sconowe in den Analen des Klosters auf dem Lauterer Berg (heute Petersberg /Halle) genannt. Pabst Innozenz III. bestätigt in dieser Urkunde* den dortigen Augustinern seinen Schutz und ihren Besitz an verschiedene Dörfern der Region, darunter Sconowe, dem heutigen Schöna. Sconowe weißt auf eine sorbische Gründung hin und bedeutet „Schöne Aue“. Was für die sorbische Vergangenheit des Ortes spricht, ist seine Lage am Schwarzbach. Siedlungen an Flüssen und Bachläufen mit angrenzenden Feuchtgebieten gehörten zu den bevorzugten Siedlungsplätzen dieses slawischen Volkes. Die ebenfalls unmittelbar am Schwarzbach gelegenen benachbarten Sorbengründungen Röcknitz und Bönitz bestärken diese Annahme. Ebenso die Nähe des ehemaligen Rittersitzes im benachbarten Strelln. Vieles spricht in Strelln für die Existenz einer sorbische Burganlage auf welcher der spätere deutsche RItttersitz erbaut wurde. Im 12. Jahrhundert kamen die fränkischen, sächsischen und flämischen Siedler. Die Siedlerfamilien mussten jedoch erst dem Urwald im Schweiße ihres Angesichts ihre künftigen Höfe und Felder durch Rodung entreißen. Wie die noch heute gut erkennbare Dorfstruktur verdeutlicht, wurde Sconowe/Schöna nach den Plänen der deutschen Siedler planvoll als Straßendorf neu angelegt. Sobische Dorfstrukturen lassen sich, wenn überhaupt, aus der an einen Rundling erinnernde Lage der Grundstücke um die Dorfkirche herum erkennen. Sehr wahrscheinlich wurden die Sorben in Schöna nicht vertrieben, sondern stattdessen von den an möglichst vielen lehnspflichtigen Bauern interessierten Klosterherren vom Lauterer Berg in das nun sächsisch-fränkisch dominierte Dorf integriert.
Foto: Ehemalige Dreiseiten-Bauerngüter prägen noch heute das einstige Bauerndorf.
Wie aus der genannten Urkunde von 1201 ersichtlich, befand sich Schöna im Besitz des Klosters auf dem Lauterer Berg. Bis zur Reformation gingen dorthin Lehnzins und Kirchenzehnt. Die Klosterherren besaßen zudem die Patrimonialgerichtsbarkeit in Dorf, das heißt sie entschieden über Diebstahl, Eigentumsdelikte, Ehe- und Erbschaftsangelegenheiten. Von einem Klosterhof oder einem anderen landwirtschaftlichen Vorwerk im Besitz der Augustiner Mönche In Schöna ist nichts bekannt. So dass den Schöner Bewohnern zusätzliche feudale Hand- und Spanndienste wohl erspart blieben. In Schöna läßt auch nach der Reformation weder ein Rittergut noch ein Erbrichtergut nachweisen. Die zahlreichen ehemaligen großen Bauerngüter bestärken die Annahme von weitreichenden Freiheiten der Bauern und ausgewogenen wirtschaftlichen Verhältnissen im Dorf. Mit dem Namen „Schöne Aue“ war mit Sicherheit nicht der optische Eindruck der Landschaft gemeint, sondern die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, welcher über die Jahrhunderte die wirtschaftliche Basis des Dorfes bildete. Noch heute fallen dem aufmerksamen Betrachter die ehemals von bäuerlichen Selbstbewusstsein und Wohlstand künden gut erhaltenen und gepflegten 3-Seitenhöfe auf, die für die jetzigen Besitzer Aufgabe und Herausforderung zu deren Erhaltung geworden sind. Die anlässlich der 800 Jahrfeier im Jahre 2001 erstellte Dorfchronik gewährt viele aufschlussreiche Einblicke in eine bewegte Dorfgeschichte.
* Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 01289