Strelln

Strelln Feuerwehr

Sorben, Franken und Sachsen gemeinsam in einem Dorf

Strelln wurde erstmals 1346 urkundlich erwähnt. Festgehalten in der Dissertation von Hans-Otto Wieber (1968) über die Ortsnamen des Kreises Torgau, leider ohne dort das genaue Dokument der Ersterwähnung zu benennen. Dem Ortsnamen nach hat Strelln eine sorbische Vergangenheit, die noch einmal 700 Jahr zurück reichen würde. Was spricht für eine sorbische Vergangenheit? Strelln ist eine Ableitung des sorbischen Wortes Strela, welches für Pfeil, Geschoss steht. Zudem spricht die Existenz eines ehemaligen Rittergutes im Dorf für eine sorbische Dorfgründung. Für den Ausbau von deutschen Rittersitzen nach der Eroberung der sorbischen Gaue im 10. Jahrhundert durch die deutschen Könige Heinrich I. und nachfolgend Otto I. wurden mit Vorliebe die bereits bestehenden slawischen Wallburgen für die Festigung der neuen  Macht genutzt. Die königlichen deutschen Heerführer belohnten (belehnten) ihre Gefolgsleute (Ritter) nach den Kreuzzügen gegen die heidnischen Sorben oft mit deren Burgen. Man nutzte die abgesicherte Lage und den Baugrund der sorbischen vielerorts einfachen burgähnlichen Wallanlagen für den Sitz der neuen deutschen Herren. Von hier aus hatten die Ritter das Wohlverhalten der sorbischen Bauern zu überwachen und deren Abgaben für sich und ihren Landesherren einzutreiben. Im Kriegsfall musste dafür der Ritter mit Pferd und Kriegsknechten auf eigene Rechnung seinem Lehnsherren, dem deutschen König bzw. den Markgrafen von Meißen, in den Kampf folgen. Es soll aber auch geschehen sein, dass sorbische Stammesführer sich dem deutschen Königen unterwarfen und zum Christum übertraten. So konnten sie ihre Stellung und Einfluß erhalten, was in Strelln passiert sein könnte. Auf dem Rittersitz in Strelln saßen bis 1539* das Geschlecht derer von Nytzschwitz, Träger eines unzweifelhaft sorbischen Familiennamens. In den darauffolgenden drei Jahrhunderten war das Rittergut in Besitz verschiedener sächsischer Adelsfamilien. Darunter als bekanntestes das Geschlecht derer von Hoym. 

 

Foto: Am Feuerwehrgebäude prangt dass Wappen des Dorfes - eine Armbrust. Sie erinnert an den ursprünglichen sorbischen Namen des Dorfes „Strela = der Pfeil, das Geschoss“. 

 

Strelln Dorflage

Als weiteres Indiz für eine sorbische Vergangenheit ist die auf den sächsischen Meilenblättern erkennbare Zweiteilung des Dorfes: Der Rittersitz, später ein Rittergut, das Dorf überragend mit dem vorgelagerten Gutsbezirk, dem Wohnbereich der sorbischer Dorfbewohner und dem anderen Teil an der lang gestreckten ehemaligen Dorfstraße mit den Hufengütern. Dieser Teil des Dorfes entstand erst mit der Einwanderung der fränkisch-sächsischer Bauern frühestens um das Jahr 1150 als typisches deutsches Straßendorf. Noch ein Hinweis auf sorbische Vorfahren ist die aufwendige Separation (Neuvermessung) der Feldflur Ende des 19. Jahrhunderts in Strelln. Ungenaue Feldgrößen und unübersichtlichen Besitzverhältnisse in der Feldflur führten zu nicht enden wollenden Rechtsstreitereien unter den Bauernfamilien. Im Gegensatz zu der von Anfang an sehr gut vermessenen Streifenflur (optimaler Einsatz des Scharpfluges) deutscher Dorfgründungen auf Rodungsflächen wie in Audenhain und Langenreichenbach, beruhte die Einteilung der sorbischer Feldlfur auf möglichst quadratischen Feldern für den optimaler Einsatz des hölzernen Hakenpfluges. Dieser als Blockflur bezeichnete Feldzuschnitt orientierte sich an Geländemerkmalen wie Gräben oder Baum- und Gebüschstreifen.

 

Es weisen damit mehre Indizien darauf hin, dass in Strelln slawische und deutsche Bauernfamilien, sicher nicht ganz reibungsfrei, über die Jahrhunderte zu einer Dorfgemeinschaft zusammen wuchsen.

 

Strelln verfügt seit 1999 über eine kompakte sehr informative Chronik. Auf 50 Seiten sind alle großen und kleinen Ereignisse aus 1000 Jahren Dorfgeschichte sehr übersichtlich dargestellt.

*M.WIlde 1997, Rittergüter Nordsachsens

 

Karte:  Auf den Sächsischen Meilenblättern von1800 ist noch gut die Zweiteilung des Ortes zwischen sorbischen Gutsbezirk und dem sächsisch-fränkischen Straßendorf zu erkennen.